Mit bis zu 7,5 Metern Länge und einer Fläche von 32 Quadratmetern ist der Darm unser größtes inneres Organ. Ein wichtiger Teil des Darms ist die Darmflora und die Darmbarriere. Bei der Darmflora handelt es sich um Milliarden von nützlichen Darmbakterien, die unsere Darmschleimhaut besiedeln und ohne die unsere Verdauung nicht funktionieren würde. Die Bifidobakterien und Lactobazillen sorgen dafür, dass die für den Menschen unverdaulichen Nahrungsbestandteile abgebaut werden. Unter der Darmbarriere versteht man verschiedene Schutzmechanismen, die verhindern, dass schädliche Stoffe in die Darmwand dringen.
Der Darm ist empfindlich und viele Einflüsse können ihn leicht stören: zum Beispiel unregelmäßige oder falsche Ernährung, Stress und Bewegungsmangel. Aber auch die Nebenwirkungen bestimmter Medikamente können Störfaktoren sein, genauso Magen- und Darminfektionen, die häufig mit Durchfällen verbunden sind. Ist der Darm gestört, ist auch oft die Darmflora in Mitleidenschaft gezogen. Wenn das komplexe Verdauungssystem überfordert ist, können Völlegefühl, Blähungen und eine unregelmäßige Verdauung die Folge sein.
Sie erfahren auf dieser Seite:
-Alles über die Darmflora und das Immunsystem
-Alles über der Darm und unsere Emotionen
-Was passiert im Darm bei Stress?
-Wie beeinflusst der Darm unsere Stimmung?
-Was wir für eine gute Darmgesundheit tun können und was wir vermeiden sollten: Präbiotika und Antibiotika
Der Darm hat Einfluss auf unzählige Organe und Prozesse im Körper. Dies wird oft stark unterschätzt und auch verdrängt, denn die meisten von uns finden es eher peinlich über den Darm und seine Funktion zu sprechen. Dabei arbeiten unser Immunsystem und unser Darm in perfekter Teamarbeit zusammen.
80% der menschlichen Immunzellen befinden sich im Darm. Ist unsere Darmflora gestört und unsere Darmbarriere durchlässig, gerät auch unser Immunsystem aus dem Gleichgewicht. Unsere Darmflora besteht nämlich aus Billionen von Mikrobiomen, die dem Immunsystem helfen den Körper zu schützen. Die Darmbakterien informieren unsere Immunzellen über schlechte Bakterien, sodass das Immunsystem alarmiert wird. Die Mikrobiome warnen also unser Immunsystem vor und schützen es.
Aber auch der Darm braucht das Immunsystem: Ist die Darmflora gestört, zum Beispiel durch Stress, eine falsche Ernährung, Medikamente oder andere Faktoren, kommt es zu einer sogenannten Dysbiose, einem Ungleichgewicht der Darmflora. Die unausgeglichene Darmflora ist ein ideales Pflaster für sogenannte pathogene Mikroben. Sie vermehren sich schnell und können zu Entzündungen in der Magen- und in der Darmschleimhaut führen.
Ist unser Immunsystem wiederum geschwächt, durch schlechte Umwelteinflüsse und andere Faktoren, ist unsere Darmbarriere durchlässig für diese pathogenen Bakterien und Parasiten.
Damit dies nicht passiert haben Darmbakterien viele Aufgaben. Sie sorgen dafür, dass die Mikroorganismen ein ausgeglichenes Verhältnis haben, oder anders: „schlechte“ Bakterien, die Krankheiten hervorrufen, werden im Zaum gehalten. Die Darmbakterien sorgen außerdem dafür, dass nur Substanzen in unser Blut gelangen, die für uns nützlich sind und sortieren alles Schädliche aus.
Damit wir die nötige Energie aus unserer Nahrung ziehen können, produzieren Sie Enzyme, die unsere Nahrung verwerten. So sorgen sie zum Beispiel auch dafür, dass Vitamine und Nährstoffe in den Blutkreislauf gelangen.
Wenn wir gesund sind, sorgen die Bakterien im Dickdarm dafür, dass wir keine Verstopfung bekommen: Sie verstoffwechseln Ballaststoffe, die die Darmbewegung (auch Darmperistaltik genannt) anregen.
Schlechte Bakterien überleben in unserem Darm besser, wenn wir Stress haben, denn bei Stress leiht sich unser Gehirn Energie von unserem Darm. Wie hängt also unsere Stimmung mit unserem Darm zusammen?
Was wir essen hat Einfluss auf unsere Emotionen? Was sich etwas befremdlich anhört, wird immer stärker erforscht. Unser Darm hat eine ganz spezielle Beziehung zu unserem Gehirn. Haben wir Stress, leiht sich unser Gehirn unseren Darm aus – die beiden besprechen sich sozusagen. Der Darm bekommt dann über sympathische Nervenfasern mitgeteilt, dass wir uns in einer Notsituation befinden. Um Energie für das Gehirn zu haben, spart er kurzzeitig Energie bei der Verdauung ein, produziert weniger Schleimstoffe und schränkt die Durchblutung ein. Ist dieser Stress allerdings Gewohnheit, wird auch der Darm in Mitleidenschaft gezogen: Wir bekommen Verstopfung oder Durchfall. Auch unsere Darmflora kann aus dem Gleichgewicht geraten: Durch Stress können „schlechte“ Bakterien viel besser überleben, sie haben sozusagen sturmfrei.
Bis vor einigen Jahren wurde dieses Thema nur anhand von Mäusen erforscht. Mittlerweile (Status 2017) gibt es zahlreiche internationale Studien mit Menschen, die nachweisen, dass unser Darm einen großen Einfluss auf unsere Stimmung hat. Die alten Studien mit Mäusen wiesen nach, dass depressive Mäuse mit bestimmten Darmbakterien fröhlicher werden können, oder sich charakterlich ändern konnten, indem Sie Darmbakterien anderer Mäuse verabreicht bekamen. Dies nennt man übrigens Psychobiotika: Mikroben, die psychologisch wirksam werden.
Was weiß die neuste Forschung mit Menschen zum Thema? Zusammengefasst: Bakterien haben einen Einfluss auf die Psyche des Menschen, dies allerdings nicht plötzlich – vielmehr kommt es zu einer langsamen Veränderung. Versuchspersonen die Bakteriencocktails einnahmen, veränderten ihre Stimmung innerhalb von drei bis vier Wochen. Französische Forscher verabreichten ihren Testpersonen eine Kombination aus den Bakterien Bifido und Lactobacillus helveticus. Nach bereits vier Wochen änderte sich die Tendenz zur Depression und zur Wut deutlich zum Positiven. Eine andere Studie einer englischen Forschergruppe testete mit dem Lactobacillus casei Shirota, der auch in Joghurtdrinks zu finden ist. Nach dreiwöchiger Einnahme veränderte sich die Laune der Testpersonen von „niedergeschlagen“ in „fröhlich“. Ein holländisches Team interessierte sich vor allem für alltägliche Stimmungen von nicht depressiven Menschen: wenn man sich eben im Alltag mal nicht so gut gelaunt fühlt. Hängt auch dieser Zustand mit unseren Darmbakterien zusammen?
Ja, tut er: Zunächst schätzten die Testpersonen via Befragungen ein, welche Stimmung bei Ihnen zu welchen Handlungen führen kann. Ergebnis hier war, dass alle Testpersonen in einem gesunden Durchschnitt, nicht depressiv, aber eben mal schlechter gelaunt waren. Nun nahm ein Teil der Gruppe vier Wochen einen Bakterien-Mix ein, der andere Teil ein Placebo. Bei der Placebo-Gruppe veränderte sich nichts. Bei den Teilnehmern, die die Bakterien verabreicht bekamen, verbesserte sich vor allem Wut und Herumgrübelei. Die Hälfte der Fragen wurde von dieser Gruppe nun deutlich positiver eingeschätzt. Der Darm kann also sehr wohl Stimmung machen.
Wie können wir nun unsere Darmgesundheit aktiv fördern und unsere Darmflora aufbauen?
Wir können sie zum einen durch den Aufbau bestimmter Darmbakterien fördern. Zum anderen können wir die Einnahme von Antibiotika durch Medikamente oder in unseren Nahrungsmitteln meiden.
Wer krank ist bekommt sie ganz schnell: Antibiotika. Jeder vierte Deutsche nimmt durchschnittlich einmal im Jahr ein Antibiotikum.
Warum sind Antibiotika so schädlich für unseren Darm? Antibiotika sorgen dafür, dass sich Bakterien nicht weiter vermehren. Dabei werden sowohl die „schlechten“ Darmbakterien, als auch unsere „guten“ Darmbakterien abgetötet. Bekommen Sie nach einer Antibiotika-Einnahme Durchfall, dann sind dies die toten Darmbakterien, die ausgeschieden werden. Neben den „schlechten“ Darmbakterien verliert der Körper hier aber auch die „guten“ Bakterien. Studien beweisen: Antibiotika können unsere Darmflora und Darmbarriere deutlich und langfristig verändern. Wenn sich die Vielfalt der Darmmikroben ändert, kann es zum Beispiel dazu führen, dass Nahrung anders verwertet wird, weniger Vitamine hergestellt werden können, oder dass zu viel Cholesterin aufgenommen wird. Dies kann langfristig Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.
Ein weiteres Problem ist die Resistenz der „schlechten“ Bakterien. Manchmal können diese selbst Jahre nach der Einnahme von Antibiotika noch im Darm sitzen, weil sie einfach nicht erwischt wurden, aber die „Guten“ getötet wurden. Dies führt auch dazu, dass bei manchen Menschen Antibiotika nicht mehr wirken – die „schlechten“ Bakterien sind mittlerweile kampferfahren und können sich gegen Antibiotika durchsetzen.
1. Testen Sie vorher, ob die Einnahme nötig ist
Antibiotika helfen nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, lassen Sie beim Arzt einen Procalcitonin-Test machen. Mit dem Bluttest lassen sich nämlich virale von bakteriellen Infektionen gut voneinander abgrenzen.
2. Bevorzugen Sie Bio-Fleisch
Beim Kauf von Fleisch aus Massentierhaltung besteht eine höhere Gefahr Antibiotika-Rückstände mitzuessen, denn immer noch werden in Deutschland Antibiotika eingesetzt. Sie können den eigenen Verzehr also vermeiden, indem Sie Bio-Fleisch bevorzugen.
3. Obst und Gemüse waschen
Auch der Dünger, mit dem unser Obst und Gemüse bespritzt wird, kann Antibiotikum aus der Tierhaltung enthalten. In Deutschland werden Obst und Gemüse nicht auf die Rückstände von Antibiotikum getestet. Daher sollten Sie Obst und Gemüse lieber mehrmals waschen.
Nun zu etwas Erfreulicherem: dazu, was Sie aktiv tun können, um ihre Darmflora und Darmbarriere zu stärken. Das Stichwort lautet Präbiotika: Sie fördern durch ganz bestimmtes Essen die „guten“ Darmbakterien. Wir zeigen Ihnen, welche Lebensmittel aus Ihren Darmbakterien eine noch bessere Kampfmannschaft machen. Generell ist es so, dass unsere „guten“ Bakterien Ballaststoffe lieben und die „schlechten“ Bakterien mit diesen nichts anfangen können. Wir brauchen also Ballaststoffe für unsere Darmgesundheit, weil unsere „guten“ Bakterien so immer stärker werden. Manche Ballaststoffe sind besonders präbiotisch und gut für unsere Darmflora.
-Knoblauch und Zwiebeln
-Chicorée
-grüne Banane
-Topinambur
-Artischocken
-Spargel
-Pastinake
-Lauch