Darm und Psyche: Wie der Darm unsere Emotionen steuert

Darm und Psyche Holzfiguren mit Geschichtern mit unterschiedlicher Mimik bemalt

In Deutschland leiden mehr als 4,1 Millionen Menschen an einer Depression, das sind 5,2 Prozent der Bevölkerung. 4,6 Millionen Menschen leben in unserem Land mit einer Angststörung, Tendenz steigend. Wenn die Psyche kollabiert, kann dies zahlreiche Ursachen haben: Meistens werden dabei die Lebensumstände betrachtet, wer denkt dabei schon an den Darm. Doch genau dieser kann unsere Emotionen stark beeinflussen. Erfahren Sie im Folgenden alles darüber, wie genau der Darm und die Darmflora unsere Psyche beeinflussen können.

 

Sie erfahren auf dieser Seite:

– Darm und Psyche: Wie Darm und Gehirn verbunden sind

– Darm und Psyche: Wie Darm und Hirn kommunizieren

– Darm und Psyche: Wie Stress unseren Darm verändern kann

– Darm und Psyche: Wie der Darm die Stimmung beeinflusst

– Ausblick Darm und Psyche

Darm und Psyche: Wie Darm und Gehirn verbunden sind

Um zu verstehen wie Darm und Psyche sich beeinflussen, ist es notwendig, sich zunächst die Basis anzusehen: den Darm und das Gehirn. Dass diese beiden unmittelbar verbunden sind, ist seit Jahren erforscht. Dass dem Darm im Körper eine immer größere Rolle zukommt und dabei die Führungsrolle des Gehirns hinterfragt wird, ist dagegen recht neu.

Doch wie funktioniert nun die Verbindung zwischen Darm und Hirn?

Im Darm befindet sich ein komplexes und ausklügeltes Nervensystem, auch Darmhirn genannt. Dieses System besteht aus zahlreichen Nervenverbindungen und Signalstoffen.

Der Nervus-Vagus ist die Verbindung vom Nervensystem im Darm mit unserem Gehirn –sozusagen die Kommunikationszentrale. Der Nerv verläuft durch unser Zwerchfell, an unserer Speiseröhre entlang , durch den Hals bis in unser Gehirn. Der Nervus-Vagus ist notwendig, damit sich das Gehirn einen Überblick darüber verschaffen kann, in welchem Zustand der Körper ist. Während das Gehirn abgeschottet und geschützt im Schädel sitzt, befindet sich der Darm mitten drin. Er stellt dabei Informationen über die Verträglichkeit unserer Ernährung, Informationen über unser Immunsystem und über unsere Hormone bereit. Nicht umsonst ist er eines unserer größten Organe: Auf seiner riesengroßen Fläche sammelt er mithilfe des Nervensystems zahlreiche Informationen.

Die Zusammenarbeit des Darms mit dem Gehirn entsteht bereits zu Beginn unseres Lebens: So meldet sich bei Säuglingen zuerst der Darm, wenn etwas nicht stimmt. Ob wir nun Hunger haben oder angenehm satt sind, uns mit Koliken quälen oder was raus muss – immer meldet der Darm dem Gehirn, dass etwas nicht stimmt oder eben alles stimmt. Babys bringen dies dann unmittelbar zum Ausdruck. Als Erwachsene haben wir aber gelernt, diese Emotionen zu kontrollieren und nicht direkt lauthals zu schreien, sobald sich der Darm meldet. Allerdings bedeutet dies keineswegs, dass die Verbindung zwischen Darm und Gehirn verloren geht. Im Gegenteil.

 

Darm und Psyche: Wie Darm und Hirn kommunizieren

Damit eine Information im Gehirn ankommt, muss diese „wichtig“ sein. Ob es sich lohnt die Information durchzustellen, entscheidet der Hypothalamus: Kommen Informationen vom Ohr, den Augen oder dem Darm? Am Thalamus kommt nur das Notwendigste vorbei.

Für den Darm bedeutet das, dass unwichtige Signale nicht weiter geleitet werden, wichtige dagegen schon. Gelangen Viren in unseren Darm, kann es zum Beispiel dazu kommen, dass der Darm die Viren dem Hirn meldet und sich dies durch ein Unwohlsein  ausdrückt. Haben wir etwas Verdorbenes gegessen, meldet der Darm dies dem Hirn und uns wird übel.

Haben wir dagegen die Ernährung vom Vortag nicht perfekt verdaut, schafft es diese kleine Information nicht nach oben ins Gehirn – der Darm wird alleine damit fertig.

Darm und Psyche: Wie Stress unseren Darm verändern kann

Diese Erkenntnisse betreffen allerdings nicht nur Menschen mit einem Reizdarm oder einer anderen Darmerkrankung. Denn: Stress hat Auswirkungen auf unseren Darm und somit auch auf die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn. Da Stress in unserer schnelllebigen Welt immer stärker verbreitet ist, lohnt sich ein näherer Blick auf die Zusammenhänge zwischen Stress und dem Darm.

Empfinden wir Stress, braucht unser Gehirn Energie, um die „Notsituation“ zu überleben. Dabei macht der Körper keinen Unterschied zwischen einer Kundenpräsentation oder der Verfolgung durch ein Raubtier. Hierfür benötigt er Energie und diese Energie muss an anderer Stelle eingespart werden. Daher spart der Darm Energie beim Verdauen ein und die Durchblutung wird dabei schwächer. Daher kommt es bei Stress häufig zu Verdauungsproblemen.

Darm und Psyche: Wie der Darm die Stimmung beeinflusst

Dies passiert also beim Stress im Darm, aber wie ist es anders herum: Was, wenn der Stress nicht in den Darm kommt, sondern der Stress vom Darm kommt? Welchen Einfluss hat unser Mikrobiom, also die Mikroben in unserem Darm, auf unsere Stimmung?

Beeinflusst dieses, ob wir eine Depression entwickeln?

Fakt ist: 95% Prozent des Glückshormons Serotonin werden in unseren Darmzellen produziert. Ein hoher Anteil, wenn man bedenkt, dass Menschen Medikamente gegen Depressionen bekommen, um ihren Serotoninspiegel wieder zu erhöhen.

Fest steht, dass unsere Darmbakterien die Stimmung beeinflussen können. Wie genau dies geschieht, wird derzeit noch genauer erforscht. Die aktuelle Forschung zeigt auf, dass Hirn und Darm bidirektional kommunizieren, etwa über das Nervensystem oder das Immunsystem.

Aufbau der Darmflora zum Schutz vor Depressionen

Die Medizin steht beim Thema Darm und Psyche noch am Anfang.

Eines steht jedoch fest: Es gibt immer mehr Anhaltspunkte, dass die Bakterien in unserem Darm unsere Stimmung und unser Sozialverhalten nachhaltig beeinflussen können.

Daher ist es auch sinnvoll, auf eine gesunde Darmflora zu setzen, wenn es um die Vorbeugung vor Depressionen & Co. geht.

Quellenangaben:

Enders, Giulia (2017): Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ – aktualisierte Neuauflage, Ullstein, Berlin

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/73297/WHO–Millionen–leiden–an–Depressionen, aufgerufen am 24.09.2018

https://www.scientificamerican.com/article/mental–health–may–depend–on–creatures–in–the–gut/, aufgerufen am 24.09.2018